Sonntag, 13. Januar 2013



 Band: OBSCURITY
 Titel: Obscurity
 Genre: Pagan Black Metal
 Label: Trollzorn
 Punkte: 8 / 10
Auf dieser neuen und sechsten Albumveröffentlichung lassen es die  unerbittlichen Kerle aus dem Bergischen Land wirklich verdammt heftig angehen. Und die enorm unverbraucht anmutende Spannungs-Scheibe mitsamt den elf Kompositionen fängt die bekanntlich immense Live-Power des fünfköpfigen Dynamiker-Haufens ebenso umfangreich wie auch sehr repräsentativ ein.
In Sachen Soundkeule gibt es von Obscurity hier nach wie vor das verdammt wirkungsvolle Band-eigene Gemisch aus drückend-dreckig vokalisiertem Pagan Metal und kernig gerittenen Viking-Attacken vor die hungrige Futterluke gebrettert. Dabei sind auch die neuen Lieder des heidnisch verschworenen Quintetts allesamt von erfreulich hochgradig massiver Erscheinung; ja, teils sogar Erdbeben-verdächtig.

So viel Extremität im Klangbild bieten diverse Bands ebenso, aber „Obscurity“ hört sich dennoch jederzeit unverwechselbar wie eben von Obscurity an. Und damit der Gesamtkontrast ebenfalls stimmt, geht die mehr denn je zuvor entschlossen ertönende Gesandtschaft aktuell oftmals auch sehr Refrain-lastig vor, wie man beispielsweise optimal im brachialen Titelsong hören kann. Gut ergänzend dazu werden auf dieser neuen Scheibe sogar auch diverse Klargesänge eingebracht, wie neben „Obscurity“ auch die fünfte Nummer „Ensamvarg“ überraschend offenbart.

Im abschließenden formidablen Stück „So endet meine Zeit“ wartet die Band gar mit feinen Akustikgitarren-Klängen und orchestraler Anmut auf, womit auch die ästhetische Komponente im Schaffen von Obscurity adäquat repräsentiert wird. Andere Metier-Kommandos würden für eine insgesamt so hohe Stilsicherheit wie diese und solch‘ einen umfangreichen Fundus an gelungenen Songs wohl glatt töten.

Von der Kriegerkapelle selbst oberbegrifflich als „Battle Metal“ umschrieben, können die 1997 gegründeten Nordrhein Westfalen-Boys nun damit rechnen, mit diesem gewaltigen neuen Rammwerk endgültig bei den „Starken“ der Szene mitzumischen. Verdient haben es Obscurity doch definitiv! Als Gastmusiker für „Obscurity“ wurden Frost von Adorned Brood und Stephan von Fjoergyn rekrutiert.

© Eckbert, 05.10.2012

Sonntag, 6. Mai 2012



 Band: HEL
 Titel: Das Atmen der Erde
 Genre: Epic Pagan Metal
 Label: Eigenpressung
 Punkte: 10 / 10

Die Wartezeit auf ein neues Album wollte schier kein Ende mehr nehmen, doch jetzt melden sich Hel nach ihrem 2007er Langspiel- Genuss „Tristheim“ endlich mit einem neuen Werk zurück. Erscheinen tut es in erfreulich geschmackvoll aufgemachter Digipak-Edition. Im inkludierten Begleitheft sind sämtliche Lyriken neben wunderschönen, auffallend stimmig kolorierten Natur-Fotografien abgedruckt. So gilt es jetzt, und zwar vornehmlich für seriös empfindende Hinhörer, 65 immens gehaltvolle Minuten an extravaganter und gefühlsbetonter Heiden-Tonkunst in vollen Zügen zu genießen. Nein, für oberflächliche Trend-Fans und Mode-Düstermetaller hat das bis in die Haarspitzen ehrlich ambitionierte Trio aus Lüdenscheidt in Nordrhein-Westfalen „Das Atmen der Erde“ nun wirklich nicht auf diese Compact Disc gebannt. Das sind Lieder für manische Individualisten, für feinfühlige Liebhaber des Genres! Und „Das Atmen der Erde“ ist in stilistischer Hinsicht gesehen schon ein kräftiges Schnauben. Denn so dermaßen hochgradig eigenständig, so grenzenlos beseelt und so immens inniglich ist dieses durch und durch ästhetisierte Manifest der naturverbundenen Leidenschaften geworden.

So liegt ein mich zutiefst berührendes neues Hel-Werk vor, in dem ich mit Leichtigkeit vollkommen versinken kann. Wenn ich den wirklich grandiosen, knapp sechsminütigen Opener „Wo die Tannen thronen“ höre, breitet sich unermessliche Glückseligkeit in mir aus. Die Gitarrenarbeit darin könnte homogener und niveauvoller für diese Art von Musik nicht sein. So erinnert mich diese prächtig melodische und wunderbar episch arrangierte Naturliebhaber-Hymne in zutiefst berührender Weise fatal an den Jahrtausend-Song „Gods To The Godless“ vom mächtigen 2000er Primordial-Album „Spirit The Earth Aflame“, wobei ich ebenfalls immer wieder in genau dieselbe Stimmung gerate. Ich sehe mich nämlich auch dabei imaginär an einem hohen schroffen Steilhang nackt im stürmischen Gewitterregen stehen, die Fäuste geballt zum Himmel ausgestreckt und beschwörend gellend nach spiritueller Verbrüderung mit Übermutter Natur schreiend. Um solcherlei spektakulär großartige und derlei vollauf packende Atmosphären zu erlangen, muss man sich der eigenen Notenkunst schon in aller Selbstvergessenheit hingeben!

Anschließend legen Hel ihre musikalische Version von wahrem „Wagemut“ dar, erneut im Midtempo majestätisch gehässig inszeniert, klingen hierin in knapp vier tollen Minuten willkommene Reminiszenzen an Falkenbach durch; auch, was die dezente Tastenarbeit anbelangt. Melodisch thront auch dieser ebenso hungrige wie stimmungsvolle Seelenschlürfer wahrlich über allen Dingen, mit hörbar intuitiv vertonter Melancholie und unstillbarer Sehnsucht. „Von Reiter und Flutross“ kommt fein beschwingt und flüssig treibend daher, eröffnet mit ergreifendem Klargesang und erhebenden Männerchören. Prägnante Double Bass-Akzente koalieren perfekt mit der einnehmenden Melodieführung der Gitarren. Galoppierende Rhythmik von famos pumpender Erscheinung kennzeichnet eine wichtige Facette dieser ungemein schöngeistigen Komposition. Lieder wie dieses kann man tausende Male hören, ohne jemals genug davon zu bekommen. Verträumte Nuancen, auch lyrischer Natur, krönen dieses knapp fünfminütige Musterbeispiel von einem zeitlos schönen Epic Pagan Metal-Bilderbuch-Track.

„Wanderer im Nebelmeer“ kann erneut vollauf überzeugen, und abermals schimmern hierbei eigenständig umgesetzte Querverweise an die stärksten Momente von Falkenbach durch. In den vier Minuten Spieldauer schrauben sich Hel mittels inbrünstiger und harmonischer Klargesänge voll purer Hingabe in höchste spirituelle Höhen hinauf. Zauberhafte und bombastisch anmutende Epik ist hier zu vernehmen, wie sie mystischer schwerlich vorstellbar scheint. Ein absoluter und kultivierter Hochgenuss! „Komm zurück“ prescht anschließend mit der Wucht von einem Rammbock vor, rasant rhythmisiert sorgt die hohe Taktfrequenz für die nötige Abwechslung auf dieser ganz und gar vorzüglichen Edelscheibe. Nach einer ausbremsenden und bedächtigen Passage wird gar im besinnenden Rezitativ poetischen Motiven gehuldigt, um nachfolgend wieder in mittleren Tempi fesselnd zu operieren.

Das opulent angelegte Stück klingt mit ungemeiner Passion aus, nachdem Hel das Tempo wieder strammer gestalten und eine weitere exquisite Melodik geleitet mich in einem weiteren beglückend majestätischen Ambiente aus „Komm zurück“ heraus. „Am Grunde der Unendlichkeit“ beginnt zunächst mit labender Bedacht, eine Maultrommel assistiert in stimmiger Manier den ersten Takten des Liedes. Dann erheben sich starke und ebenso bestärkende Stimmen von Valdr und Skaldir neben köstlich pfundigen Trommelschlägen. Zwei Stimmen, die sich deutlich über das immer noch wahnsinnigere Treiben der destruktiven Spezies Homo Sapiens mit nobel gesinnter Motivik hinwegsetzen. Auch die folgenden delikaten Epic Pagan Metal-Leckerbissen „Wyrd“, „So Wahrheit, erkenne mich“, das mit seinen drei Minuten eher kürzer gehaltene „Jagdnacht“, „Eroberer“ und des „Träumers Melodie“ schlagen in dieselbe Kerbe, welche von den vorhergehenden Songs auf der Platte gehauen wurden.

Vor allem der zehnte Song „Eroberer“ kann mich dabei betören, und das beileibe nicht durch seine effiziente hypnotische Attitüde. Die wirklich berauschend stimmungsvolle Mammut-Komposition „Neun Gestade tiefer“ bringt dann abschließend kulminierend in ganzen zwölf (!) Minuten Spieldauer die hochwertige Essenz dieser exzellenten Hel-Veröffentlichung final zum Ausdruck. Atemberaubend vielfältig, reich an durchdachter und beinahe schon gezielt progressiv einhergehender Abwechslung ist hier alles enthalten, was die Musik von Hel schon seit jeher auszeichnete. Akustik-Fragmente, gerührt machende Klargesänge, obsessiv dargebotene Schwarzmetall-Anteile, bullige Groll-Artikulationen, massive epische Nuancierungen bis hin zu erlauchter symphonischer Noblesse führen mich hierin zu höchsten Wonnen. Unglaublich.

Doch auch auf textlichem Terrain äußern sich die Nordrhein-Westfalen so viel tiefgründiger und so viel selbstloser als der Großteil der Gilde es überhaupt ansatzweise vermag. Kaum zu ermessen, wie viel veritables Herzblut und wie viel an perfektionistisch ausgerichtetem Aufwand in diesem neuen Zauberalbum steckt. Falsches Pathos? Fehlanzeige, und das auf der ganzen Veröffentlichung! Denn „Das Atmen der Erde“ haben Hel in aller erdenklichen künstlerischen Würde und vollauf ehrfürchtig vor der Schönheit und der Vollkommenheit des Planeten in Klänge gefasst. Klänge, die mir hier so nahe gehen, dass es sich glatt wie ein mystisches Wunder anfühlt. Dafür lohnt es zu leben.

© Eckbert, 14.04.2012

Mittwoch, 14. März 2012

HORDAK "Under The Sign Of The Wilderness"

Band: HORDAK
Titel: Under The Sign Of The Wilderness
Genre: Pagan Black Metal
Label: Eigenpressung
Punkte: 10 / 10

So, dies ist es also nun: Das für jede Band auf diesem Planeten so wichtige dritte Album. Und Hordak haben hierfür auch deutlich hörbar alles gegeben, was sie überhaupt zu bieten haben. Personell verstärkt haben sich Gitarrist und Sänger Autumn War sowie sein verschworener Heidenbruder Winter War diesmal mit den beiden neuen Pagan Black Metal-Mitstreitern, Tieftoner A. Mansilla und Drummer J. Sierra. Das erneut von Kris Verwimp stammende Frontcover-Artwork kann neben dem viel versprechenden programmatischen Albumtitel „Under The Sign Of The Wilderness“ vorab schon mal bestens auf das musikalisch Folgende einstimmen. Famos los geht es zunächst mit einer prächtig instrumentierten und genussvoll verspielten Folklore-Introduktion, welche simpel als „Intro“ tituliert wurde. Diesem symbolschwangeren Beginn schließt sich der tosend brachial geschmetterte Opener „722“ an, welcher einem Hordak in zeitloser Reinkultur bietet: Kernig, druckvoll, martialisch rhythmisiert und einnehmend melodisch! Der erste Hammer-Hit dieser neuen Kriegerscheibe stellt sich dann in Form von „Spreading The Firewings“ begeisternd dar: Ein frenetisch gespielter Uptempo-Knaller der absolut packenden Sorte, der mehr gute Ideen enthält als so manche Genre-Veröffentlichung insgesamt. Das formidabel komponierte und effizient strukturierte Stück haut mit furios aufpeitschenden Gitarren-Leads rein, die man so schnell nicht vergessen kann.

Im Anschluss daran ebnet der siebenminütige Titelsong „Under the Sign Of The Wilderness“ den Weg für weitere Pagan Black Metal-Glückseligkeit: Kantig barsch gehauen und dabei dennoch knackig getaktet, ist auch dieser Komposition eine ganz hervorragende Melodik zueigen. Meister Autumn War vokalisiert hierbei erneut mit aller wütenden urheidnischen Stimmkraft. Der Kerl kreischt so wonnig räudig, verkommen und gehässig triumphal über allen Dingen, dass es unweigerlich ansteckend wirkt. Durchweg lobenswert differenzierte Gitarrenarbeit sowie im besinnlich orientierten Mittelteil eine von atmosphärisch gezupften Akustik-Klampfen durchzogene epische Passage machen auch aus dieser Nummer eine dauerhaft hörenswerte Angelegenheit. Kurz vor Schluss des enorm ereignisreichen Tracks beglückt den Hörer noch ein traumhaftes Saiten-Solo von verschlingend griffiger, metallisch schön traditionell gehaltener Spielnatur. Die ganz große Stärke von Hordak auf „Under The Sign Of The Wilderness“ tut sich spätestens jetzt unleugbar auf: Bereits mit relativ wenig Zuwendung entfalten sich die kreativen Intentionen der instrumentell bemerkenswert versierten Urheber nämlich bestens. Man kennt dies von zahlreichen Schwermetall-Klassikern aus der Blütezeit des Heavy Metal an sich, den 1980er Jahren. Und das schließt hier auch immer wieder massiv nostalgisch stimmende Arrangements mit ein, die gut zum sonstigen rigiden Klanggeschehen passen.

Dieser massive Pagan Black Metal-Schild ist also durchwegs ein echtes Vollblut-Produkt. Aufmachung, Songs, Lyriken und Sound sind eindeutig und zweifellos von wirklichen Überzeugungstätern für die heidnische Ewigkeit zusammengebracht worden. Der siebte Erfolgs-Schlag auf dem aktuellen Hordak-Langspieler ist der berauschend schmissig melodisierte Super-Track „The Song Of The Distant Waves“. Er erinnert nicht wenig an gute alte Mithotyn, zu Zeiten ihres zweiten Albums „King Of The Distant Forest“. Die Kombination der Bestandteile ist hierbei so stimmig, dass es sich anfühlt, als würde man einem sehr vertrauten Freund zuhören. Und in genau dieselbe Kerbe haut hier auch „The Rising Of The Warhammers“, worin die Hordak-Kriegerschaft regelrecht wollüstig böllernd und wild riffend um sich wütet. Zum empor hebenden Schluss dieses achten schweren Song-Schwertes hin jubilieren die Griffbretter regelrecht, und es erschließt sich: Die selbstlos exerzierte Gitarren-Hingabe von Autumn War und Winter War ist auch hierin von bestechender Erscheinung. So scharfe Saiten ziehen wohl nur eine Handvoll Heidenmetall-Horden auf dieser Erde auf.

Und so hocherbaulich geht es weiter, bis zum Ende der gigantisch inhaltsreichen Veröffentlichung. Die Gesamtspieldauer dieses künstlerisch so feurig angerichteten Heidentellers beträgt knapp über 56 Minuten. Und nur noch äußerst selten verstehen es all die Metier-Repräsentanten nach dem erfolgten Abflauen des Pagan Metal-Booms mittlerweile, so dermaßen viel an lichterloh lodernden Leidenschaften auf einen Tonträger zu packen. Wirklich ergebene Pagan Black Metal-Fanatiker, die ständig nach authentischen Notentruppen mitsamt aufrichtigen Songs und ergötzlich akzentuierter Klangkunst Ausschau halten, kommen an dieser vollauf mitreißenden Prachtplatte einfach nicht vorbei!

© Eckbert, 28.10.2011

Dienstag, 29. November 2011

HANGATYR "Helwege" Review

Band: HANGATYR
Titel: Helwege
Genre: Pagan Black Metal
Label: Nocturnal Empire
Punkte: 9 / 10

Bedrohlich böllernd, aber mit sofort zu verspürender überlegener Erhabenheit beginnt hier sogleich der erste Song, „Ahnengrab“ betitelt – teils genussvoll unterlegt von anmutigem Akustikgitarrenspiel, röhren herrlich fies sägende Riff-Kreationen in eher schleppendem Tempo. Bemerkenswert: Die in deutscher Muttersprache lyrisierte Vokalmischung aus giftig geiferndem Hassauswurf und altheroischem Klargesang von Urschrei-Kehle Silvio zieht ebenfalls schnell in ihren hypnotischen Bann. Der unbändig inbrünstige Kerl hat es wirklich verdammt gut drauf – Silvio „er-lebt“ die Musik von Hangatyr sozusagen mit jeder Zelle, mit jeder Faser von Geist und Körper. Packend. Ich kann mich schier nicht satt hören an solch’ mordsgrimmigen und immens zürnenden Tiraden, die mir direkt aus Seele zu sprechen scheinen. Apropos, dieser musikhandwerklich sehr fein gemachte Silberschild hat mehr Seele in sich als hundert gut gefüllte „Nightclubs“, „Bars“ und „Lounges“. Fest steht: Wer so „singt“, dem haben die meinungsbildenden Organe der modernen Schweinemedien noch nicht das Gehirn gegen einen Blumenkohl ausgetauscht.

Im Laufe der Spieldauer schlägt das wirklich tolle Stück dann in zügellos rasende Tempi über, präzise rhythmisiert und jederzeit mitreißend – was nicht zuletzt an der durchdacht ins Spiel gebrachten frostigen Mystikermelodik liegt. Letztere sorgt bis zum Schluss immer wieder für erfreut hochgezogene Augenbrauen. Ein guter Einstand, dem auf diesem empfehlenswerten Pagan Black Metal-Album noch so manches heidnischmusikalische Glanzlicht folgen soll, wie sich weiter herausstellt. Animierend roh und packend barsch geht es auf „Helwege“, diesem bewegenden Debüt, weiter: Auch die restlichen sieben Kompositionen künden von umfangreichem Können und literweise kochendem Herzblut für alte Werte und die Liebe zu Mutter Natur – so soll es sein.

Im vierten Stück „Trollhammar“ gibt es gar mächtig intonierte Kriegerchöre zu genießen, die ich in dieser einnehmenden Ernsthaftigkeit und gigantischen Hingabe selten aus deutschen Gefilden vernommen habe – ein Traum für Kenner! Mächtig, wie heftig der „Trollhammar“ hernieder saust – ergreifend durch die Lead-Gitarren melodisiert, donnernd getaktet und mutig vorpreschend schufen die Beteiligten mit viel Liebe eine enorm bestärkende Heidenhymne, die man nicht vergisst. Hurrah, damit stoßen Hangatyr schlagartig zur Speerspitze der Thüringer Heidenmetallszene vor!

Wichtig zu erwähnen ist mir auch noch: Durch die willkommen ungeschliffene Produktion und die hochgradig ergiebige Wahl der stets clever zueinander arrangierten Tonfolgen wirkt das gehaltvolle Klanggebräu des Thüringer Quintetts faszinierend „alt“ und teils sogar archaisierend – erdige Authentizität in Reinkultur also, die ich hier in jeder Weise absolut positiv verstanden haben möchte. Für stets aufs neue frische Gänsehaut sorgen neben Erwähntem die vielen Breaks mit all ihren jeweilig nachfolgenden Rhythmuswechseln – Schlachtentrommler Michael hat zweifelsohne mächtige Kämpfertakte im Blut, die ihm von ruhmreichen Vorfahren über Generationen vererbt wurden. Ständig interessant bleibt die Veröffentlichung eben nämlich nicht zuletzt durch die klug inszenierten Variationen der Spielgeschwindigkeiten, für welche die bestens aufeinander eingespielte Band deutlich hörbar auch sehr viel strukturellen Aufwand betreibt.

Überhaupt, ein enorm ereignisreiches Debütalbum, das einen in den intensivsten Momenten wahrlich nicht selten trifft wie der berühmte Blitz. Gegründet wurde die ostdeutsche Grollformation laut Überlieferung im Jahr 2006 – da müssen sie aber fleißig geübt haben, um solche überzeugenden Stücke hinzukriegen. Eine Riesenportion Talent braucht man für eine Scheibe wie „Helwege“ jedoch natürlich auch.

Weit entfernt vom ärgerlich oberflächlichen Nonsens, der sich mehr und mehr in der heidnischen Metal-Szene breit macht, fühlen sich also Hangatyr ideell und künstlerisch zu Hause – mit ihrer großartigen Musik erlangen sie ein kleines Stück Unsterblichkeit in einer Welt, die bald nur noch aus fett-, zucker- und spaßsüchtigen Konsumsklaven zu bestehen scheint. Doch Aktion ist gleich Reaktion, wie man aus der Physik weiß – und solange es aufrichtige Rebellenhorden wie Hangatyr gibt, ist das ganze irrsinnige Treiben der „aufgeklärten modernen Welt“ noch einigermaßen zu ertragen.
© Eckbert, 28.02.2010

Samstag, 8. Oktober 2011

NATTSMYG "Fylgja" Review











Band:NATTSMYG
Titel:Fylgja
Genre:Mystic Folk Metal
Label:Unexploded
Punkte:9 / 10
 
Wunderbar stimmungsvolle und anregend verträumte Ästheten-Kompositionen naturspirituell-charismatischer Anmut zeichnen dieses absolut empfehlenswerte Mystic Folk Metal-Werk aus. Im Jahr 2005 in Schweden gegründet, legen Nattsmyg in Form von „Fylgja“ ihren dritten Langspieler vor. 2007 erschienen bereits die zwei Alben „När Solen Slocknar“ und „Född Att Härska“, welche das betont schöngeistige Schaffen des talentierten Haupt-Initiatoren und Multiinstrumentalisten Dan Heikenberg aufgrund kleiner Verbreitung leider noch nicht sehr populär machen konnten. Die signifikante Spezialität dieses Schweden ist es auf „Fylgja“, überragende emotionale Ebenen in seinen oftmals einnehmend epischen Wonne-Liedern zu transformieren. Besungen werden die zehn mächtig sehnsüchtig anmutenden Kompositionen von Heikenberg in überwiegender Biest-Manier und vereinzelten Klargesängen. Die Stücke werden jedoch auch zusätzlich sehr gekonnt und ausdrucksstark veredelt von Vokalistin Linn Carlshaf, die mit ihrer unschuldig und blütenrein klingenden Elfenstimme für so manche anhaltende Ergriffenheit sorgen kann.

Der nicht zu harte Folk Metal von Nattsmyg erfährt durch additionale mannigfaltig-opulente Tastenbegleitungen eine prächtige Vielfalt an höchst malerischen Melodie-Aufwertungen. Und besagtes Keyboard-Spiel perlt hierbei nicht nur einfach als pflichtschuldig ausschmückendes Beiwerk vorbei, sondern diese unheimlich faszinierenden Synthesizer-Wohlklänge werden als vollwertiges und tragendes Instrumentarium eingesetzt. Letzteres ermöglicht der famosen Musik beinahe ständig eine gar berauschend schwärmerische Gesamtatmosphäre. Tief betörende besinnliche Passagen wissen das angenehm positive Gesamtbild dieser überraschend liebevoll komponierten Schwelgerei-Platte enorm abzurunden. Die hinsichtlich der Anregung zu stark naturverbundenen Hingabe-Phantasien maximierten zehn Songs der Scheibe sind zuweilen von herrlich gespenstischer Atmosphären-Anmut und alles verschlingender, genussvoll sinnlicher Intensität.

Die Extremität der Kontraste wird auf „Fylgja“ glücklicherweise aber eben nicht auf Biegen und Brechen mit Gewalt ausgelotet, sondern eher immens durchdacht und sehr zweckdienlich genutzt, was der merklich ausgewogenen Veröffentlichung eine durch und durch wohltuende Harmonie entströmen lässt. Für anspruchsvolle Hörer, die es in diesem musikalischen Bereich gerne so mystisch und gefühlvoll als möglich mögen, stellt „Fylgja“ eindeutig eine absolute Vollbedienung dar.

© Eckbert, 05.09.2011

Mittwoch, 5. Oktober 2011

NOTHGARD "Warhorns Of Midgard" Review


Band: NOTHGARD
Titel: Warhorns Of Midgard
Genre: Epic Viking Metal
Label: Black Bards
Punkte: 9 / 10

Wie aus dem Nichts platzen diese musikalisch verdammt fitten bajuwarischen Viking Metal-Melodiker in die Genre-Szenerie, und ihr enorm sprunghaftes und agiles Songmaterial weist die willkommene Newcomer-Band schon gleich als echte Könner aus. Dabei hantiert der spritzige Haufen vom Bayerischen Wald auch gekonnt mit imposant inszenierten Pagan Metal-Ingredienzien. Eindeutig: Bei Nothgard kommt zusammen, was zusammengehört! Ihren gleichfalls epischen als auch dramaturgisch mordsdichten Edel-Mix aus den beliebten Stilistikmerkmalen der skandinavischen Erfolgsbands Ensiferum (Riff-, Melodie- und Songstrukturen) und Moonsorrow (Bombast, Ambiente und Epiken) garniert die junge Heidentruppe mit haufenweise eigenständig aufgepflanzten Nuancen. Ideenreichtum ist hier also beileibe keine Mangelware. So strotzen die teils atemberaubend variantenreichen Glanznummern auf dem ansteckend temperamentvollen Debütalbum „Warhorns Of Midgard“ auch geradezu vor spieltechnischem Feuer, überschäumenden Vokalisierungen und quirligen Rhythmuskanonaden. Beileibe tippt man bei Nothgard also nicht auf den ersten Hörer auf einheimische Genre-Repräsentanten, denn die Rotte klingt alles andere als leidenschaftslos und gehemmt.

© Eckbert, 23.03.2011

Donnerstag, 19. August 2010

"Fernseh-UNTER-Haltung..."

Damit die Menschen der Neuzeit immer noch unselbständiger, kritikloser und geistig träger werden, dafür gibt es das moderne Fernseh-Programm.


Man stelle sich dazu mal rein hypothetisch vor, wie die Leute in ihrer damaligen limitiert gehaltenen Weltsicht wohl reagiert hätten, wenn man als Redner vor 500 Jahren einer Menschenmenge auf einem mittelalterlichen Marktplatz Folgendes mit harscher Phrasierung verkündet hätte:

"Höret, höret ihr Leute: In der Zukunft werden alle Menschen aus allen sozialen Ständen und Schichten wie gebannt in einen quirligen Zauberkasten starren, der sprechen kann und in dem sich bunte Bilder bewegen. Und dieser Kasten wird ihnen allen täglich rund um die Uhr sagen beziehungsweise diktieren, was sie über sich und andere zu denken haben, was sie den ganzen Tag zu tun haben und sogar wie sie sich jährlich komplett neu zu kleiden haben.

Dieser verhexte magische Kasten wird es sogar perfide hinkriegen, all die Leute von ihrem einstigen Ursprungs-Lebensraum abzubringen und die Natur für profitable Ziele gnadenlos zu schänden. Längst wird der hinterhältig lügende Hexenkasten mit all seinen irrsinnigen Inhalten den Großteil der Leute seelisch und körperlich schwer krank machen, doch fast keiner von ihnen wird auch nur ansatzweise daran denken, nicht mehr hineinzusehen und sich das Leben, Denken und Empfinden nicht davon komplett vorschreiben zu lassen."

Niemand hätte das wohl damals nach so einer derartigen Ansprache geglaubt und der Redner wäre blitzartig als Ketzer auf dem lodernden Scheiterhaufen gelandet. Doch heute ist das leider blanke Realität... Schlimmer noch: Schenkt man zumindest all den mittlerweile noch penetranter auf uns alle ununterbrochen eindreschenden Nachrichten und "News-Tickern" Glauben, leben wir allesamt nämlich mittlerweile in einer richtigen Horrorshow. Ja, es vergeht schon jetzt leider kein (Fernseh)Tag mehr in unserem geistigen Universum ohne zahllose Leichen beziehungsweise ihre Einzelteile, ohne Mörder und ihre abscheulichen Taten, ohne Menschenblutlachen, ohne tragische Unfälle, ohne schlimme Katastrophen, ohne grausamste Kriegsgräuel etc. - und ohne viel zitierte "Skandale", seien sie nun im - für den gesellschaftlichen Neidfaktor so dringend benötigten - Establishment oder auch sonstiger Natur. Gut, Letzteres nimmt sowieso kein Mensch noch ernst, der noch halbwegs bei Sinnen ist.

Ja, ohne Blutspritzer, Grausamkeiten und dergleichen scheint's jetzt bald echt nicht mehr zu gehen in all den Monstrositäten der Neuzeit. Deutliche Zeichen der großteils wirklich kranken und haltlos unmenschlich gewordenen Zeit, in der wir nun mal leben (müssen). Für den überwiegenden Großteil der "Konsumenten" sind solche Geschmacklosigkeiten mittlerweile "normal" und auch "irgendwie schon ganz cool", ja, wenn nicht zuweilen sogar "witzig" geworden. Hält man sich diese immer noch expliziter werdenden Brutalitäten vor Augen, die vor einigen Jahren ja so noch undenkbar gewesen wären, kann man sich der Frage nicht erwehren, wohin das führen wird - was also werden die extremen Filmveröffentlichungen beziehungsweise die damit verbundenen Webseiten in zehn, fünfzehn Jahren aufbieten?